Rassebeschreibung

Aussehen, Charakter

Das typische Aussehen eines Trabers kann man eigentlich allgemeingültig gar nicht beschreiben. Es fällt zwar auf, daß die meisten Traber Braune sind, genausogut gibt es aber auch Rappen, Füchse und sogar Schimmel.
Auch das der Körperbau trocken ist und einem kräftigen Vollbut ähnelt, trifft nicht auf alle Traber zu. Es gibt unter ihnen nämlich auch durchaus sehr kräftig bis klobig gebaute Exemplare, die vom Stockmaß her einem Riesen-Holsteiner durchaus Konkurrenz machen könnten.
Bereits in den Anfängen ihrer Traberzucht empfanden die Franzosen die amerikanischen Standardbreds als zu unelegant. Ich möchte auch nicht wissen, welche Meinung die Züchter des eher zierlichen Orlow-Trabers zu Franzosen und Amerikanern hatten.
Und bedenkt man dann, daß unser deutscher Traber Anteile aller drei Rassen in sich vereint, wundert es nicht, daß er einfach unterschiedlich ausfällt. Der Traber war von Anbeginn an eine Leistungs- bzw. Gebrauchspferdezucht, bei der das Exterieur zweitrangig war.
Tja und was den Charakter des Trabers angeht, so muß ich sehr aufpassen, daß ich nicht ins Schwärmen gerate. Eingangs wurde ja bereits ein Statement zum Charakter des Trabers abgegeben, das dem Traber unbedingten Gehorsam bestätigte und seine Eignung sogar für Kinderhände.
Ich kann nur sagen, daß alle mir persönlich bekannten Traber diesem Bild entsprechen und absolut ruhig und zuverlässig sind. Diese Pferde haben eine Nervenstärke, von der sich manch andere Rasse eine gehörige Scheibe abschneiden könnte.
Ein Beispiel: Eine Freundin von mir machte in ihrer Ausbildung zum Pferdewirt sehr schnell die Erfahrung, wie brav und umgänglich Traber sind. Ihre Ausbildungsstelle war ein Trabergestüt im Westfälischen und bereits in der ersten Woche wurde ihr aufgetragen ein bestimmtes Pferd - es war ein Hengst - in der Morgenarbeit allein zu arbeiten.
Erst als sie wieder am Gestüt angekommen war, erfuhr sie durch Zufall, daß dieser Hengst nach einer Krankheit eine längere Stehpause von mehreren Wochen gehabt hatte und mit ihr als Greenhorn im Sulky erstmalig wieder im Geschirr ging. Sie hatte davon nichts gemerkt. Das Pferd lief wie ein Uhrwerk, ohne sie in irgendeiner Art und Weise zu gefährden.
So hätte sicher nicht jedes Pferd reagiert. Die Traberstute einer anderen Bekannten - übrigens ein gutes Distanz-Reitpferd - ist an Zuverlässigkeit und Verkehrssicherheit nicht zu überbieten.
Ich könnte von diesen Beispielen noch einige bringen. Leider, leider werden Traber oftmals als vermeintlich hochblütige Spinner abgetan, was so ziemlich das Gegenteil von ihrem wahren Charakter ist.

Verwendung

Der Traber ist mitnichten ausschließlich für Trabrennen geeignet. Im Gegenteil beweist er in der Partnerschaft mit vielen Freizeitreitern und -fahrern sowie bei den Distanzsportlern seine vielseitigen Einsatzmöglichkeiten.
Dem Vorurteil, daß Traber nicht galoppieren können, muß auch einmal endgültig widersprochen werden, denn grundsätzlich besitzen alle Pferde mindestens alle drei Grundgangarten.
So kann auch der Traber natürlich galoppieren und er wird dies tun, wenn ihm durch gezieltes Training klar gemacht wird, daß nunmehr - in seinem zweiten Leben - der Galopp durchaus erwünscht ist.
Ein Traber ist, wenn er von der Rennbahn kommt, sowohl natürlich eingefahren als auch eingeritten, denn im Training werden Traber durchaus auch geritten. Dies sind gute Voraussetzungen dafür, ihn zu einem zuverlässigen und vielseitigen Freizeitpferd umzuerziehen.
Der neuesten Presse - und zwar der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Cavallo - konnte ich wieder das altbekannte Vorurteil entnehmen, daß Dinge, die nicht teuer sind, auch nichts wert seien.
So wird hier der Traber, der oftmals sehr günstig von der Rennbahn gekauft werden kann, als unzweckmäßiges Freizeitpferd hingestellt. Durch seinen Körperbau soll er angeblich ohne Spezial-Sattelanfertigungen überhaupt nicht reitbar sein.
Außerdem wären die Freizeitreiter, denen an dieser Stelle gleichzeitig fast pauschal eine allgemeine Unfähigkeit im Umgang mit Pferden unterstellt wird, mit der ehemaligen Rennmaschine völlig überfordert.
Neben der Eignung als Fahr- und Reitpferd haben viele Traber noch eine Veranlagung, die zumeist gar nicht bekannt ist: sie können ziemlich gut springen. Kein Wunder daher, daß aus der Kreuzung Französischer Traber x Französischem Reitpferd Champion-Springpferde hervorgegangen sind.

Rekorde, Rekorde

Was der Traber - vor allen Dingen der amerikanische Traber - an fast unglaublichen Rekorden aufgestellt hat, ist wohl auf der ganzen Welt noch in keiner ausschließlich auf Geschwindigkeit beruhenden Sportart erbracht worden. Das amerikanische Standardbred hat in knapp einhundert Jahren seinen selbst aufgestellten Geschwindigkeitsrekord um ein Drittel verbessert!
Während in 1818 bei der berühmten im New Yorker Jockey Club angezettelten Wette der Traber Boston Blue die Meile in etwas unter 3 Minuten lief, konnte die berühmte Traberstute Lou Dillon diese Distanz im Jahr 1903 bereits in einer Zeit von 1:58,5 Minuten laufen. Das ist eine Steigerung der Leistung um ein Drittel und fast unglaublich.
Umgerechnet auf den Kilometer erreichte Lou Dillon eine Zeit von 1:13,7, die heute bereits wieder Geschichte ist, da der Rekord mittlerweile schon knapp unter 1,11 Minuten auf den Kilometer liegt (fast 55 km/h). Die Mindestleistung, die ein Traber in Deutschland erbringen muß, um überhaupt zu Trabrennen zugelassen zu werden, ist eine Zeit von 1,25 Minuten auf 1 Kilometer (48 km/h).
Kleiner Hinweis auf den sehr umstrittenen Bericht über Traber in der Juli-Ausgabe der Pferdezeitung Cavallo: Liebe Redakteurin, der Rekord von 1,11 - wie gesagt mittlerweile bereits unterboten - bezieht sich auf die in Deutschland übliche Umrechnung auf 1 Kilometer und nicht, wie in Ihrem Artikel behauptet, auf 1,9 Kilometer (das wären über 103 km/h).
Traber können zwar vieles und sie haben schon manchen selbst aufgestellten Rekord gebrochen, aber fliegen, das können sie noch nicht!

Berühmtheiten

Obwohl auf amerikanischer Grundlage gezogen, ist man heutzutage in Deutschland sehr stolz auf die inländische Traberzucht.
Bereits seit den Dreißiger Jahren sind deutsche Traber weltberühmt und nicht umsonst trug - quasi als Krönung der deutschen Traberzucht - der inländische Traberhengst Permit den Sieg im berühmten Prix d'Amerique in 1953 davon.
Neben Permit ist auch noch der langjährige Traber-Geschwindigkeitsrekordhalter Simmerl zu nennen, der sinnigerweise von einem ins Ausland verkauften deutschen Traber namens Dizam Speed 10 Jahre später gebrochen wurde.
Nicht zu vergessen Habsburger, ein hervoragender Hengst, der auch sehr erfolreich war und wusste wie man sich präsentiert. Ihre Namen werden nie in Vergessenheit geraten und immer glänzen!   Deutsche Traber sind - wie Sie sehen - richtig gut.

 ... und deutsche Fahrer auch. Sie kennen doch sicher die Namen Hans Frömming, Eddy Freundt, Heinz Wewering oder Walter Heitmann, der übrigens den Hengst Permit in Frankreich zum Sieg fuhr.
Der wohl bekannteste unter ihnen ist natürlich Hans "Hänschen" Frömming, der in den 56 Jahren seiner Karriere 5592 Siege einfuhr - unter anderem dreimal den Sieg beim berühmtesten Trabrennen der Welt, dem Prix d'Amerique.
Hätte es damals zu seinen Zeiten so viele Rennstarts gegeben wie heute - nämlich täglich mehrere - wäre die Zahl seiner Siege sicherlich noch viel viel höher.

Die Rennen

Wenn Sie bislang der Meinung waren, daß bei Trabrennen einfach nur verschiedene Pferde mit Sulky hintendran nebeneinander starten und das schnellste Pferd dann der Sieger ist, so haben Sie sich die Sache etwas zu einfach gemacht.
Es gibt unzählige verschiedene Arten von Trabrennen. Zu Anfang sei hier gleich eine besondere Kuriosität aus den Anfängen des Trabrennsportes erwähnt: das Begegnungsrennen.
Hierbei mußten die Teilnehmer in entgegengesetzter Richtung um die Bahn fahren und sich -hoffentlich nicht- frontal begegnen. Das gibt es heute nicht mehr.
Auch gab es im 19. Jahrhundert Trabrennen, die zweispännig gefahren wurden, das sogenannte zweispännige Herrenfahren. Als besondere Rafinesse hatte man bei einem dieser Rennen im Jahre 1912 ein nun wirklich sehr seltsames Gespann aus einem Traber und einem Galopper gebildet. Der dabei erzielte Meilenrekord wurde allerdings auch nicht anerkannt.
Wie bereits erwähnt, setzte sich Ende des 19. Jahrhundert der leichte, aus Amerika kommende luftbereifte Sulky als Rennfahrzeug durch. Zuvor spannte man die Traber vor für heutige Verhältnisse abenteuerlich anmutende Gefährte wie Hochradsulkys und Droschken.
Auch das bereits erwähnte Trabrennen unter dem Sattel, in Deutschland Trabreiten und in Frankreich Trot monté genannt, war weit verbreitet und wird auch heute noch praktiziert. Aus Rußland kommend setzte sich ebenfalls die Sitte fort, Traber vor den Schlitten zu spannen.
Heute ist die Einteilung der Pferde für die vielfältigen Trabrennen selbst für einen Profitrainer schon harte Büroarbeit, daher kann und möchte ich mich nicht in Details über A, B und C-Rennen verlieren, sondern lediglich einige ganz interessante Details der Trabrennen herausheben.
Zu Anfang steht hier leider gleich das für mich sehr negative Beispiel der Zuchtrennen. Bereits seit über 100 Jahren gibt es diese Zuchtrennen, in denen zwei- und dreijährige Pferde starten. Zuchtrennen sind die höchstdotierten Rennen und - wie bei den Futurity-Klassen im Westernsport - werden auch hier junge Pferde oftmals verheizt.
Bedenkt man, daß auch im Trabrennsport alle Pferde am 1. Januar Geburtstag haben, so laufen de facto Jährlinge - Pferdekinder auf den Bahnen. Auch wenn seitens der Traber-Fachleute immer behauptet wird, daß gerade die Zucht auf amerikanischer Basis eine enorme Frühreife in die Traber gebracht hätte, so kann ich persönlich mir nicht vorstellen, daß der alte Züchterspruch: "Ein Jahr länger Fohlen - 10 Jahre länger Pferd" ausgerechnet für Traber keine Gültigkeit haben soll.
Ein mir persönlich bekannter Traberbesitzer mit Amateurfahrerlizenz bekam gerade die Quittung. Er kann seinen Hengst nun - wenn überhaupt - lediglich noch als Deckhengst oder schönes Anschauungsobjekt auf der Weide einsetzen, da er 6-jährig einen irreparablen Sehnenschaden davongetragen hat.
Mit einem Jahr - wie bei Trabern üblich - eingefahren, ist er jetzt als junges Pferd, das nach den alten Reitmeistern gerade den Kinderschuhen entschlüpft wäre, eigentlich ein Fall für den Schlachter.
Neben diesen - wie gesagt - für Insider immer sehr interessanten Zuchtrennen gibt es noch die verschiedenartigsten Ausschreibungen über unterschiedliche Distanzen für Pferde unterschiedlichen Alters usw.

Traber-Derby

Als besondere Highlights unter den Trabrennen seien noch das bereits kurz erwähnte Deutsche Traber-Derby genannt. Es ist das inländische Trabrennen überhaupt und natürlich mit dem höchsten Preisgeld ausgestattet.

Ein weiteres sehr publikumswirksames Trabrennen der besonderen Art ist das einmal jährlich stattfindende Wattrennen in Duhnen.
Eine ganz besondere Rennatmosphäre verbreitet sich auch bei den mittlerweile sehr beliebten Licht- oder Abendrennen, die auf verschiedenen Rennbahnen nach Einbruch der Dunkelheit unter Flutlicht laufen.
Es gibt sicherlich noch so vieles zu berichten über die Trabrennen, beispielsweise daß die Pferde ihre Startnummer nach ihrer bisherigen Gewinnsumme erhalten. Das Pferd mit der Startnummer 1 hat bislang die geringste Gewinnsumme ertrabt, das mit der Nummer 10 - mehr als 10 Pferde starten in einem Rennen nicht - demnach die höchste Gewinnsumme. Letzteres erhält fairerweise dann auch das höchste Handicap. Es muß nämlich auf der äußersten Bahn starten, also zu Anfang die längste Runde nehmen.
Noch ein kleiner Fairness-Ausgleich dürfte interessant sein. Ein von einem Lehrling gefahrener Traber muß 20 Meter weniger laufen als die von ausgelernten Berufstrabfahrern vorgestellten Pferde. Trabrennfahrer ist nämlich ein Ausbildungsberuf.
Bereits nach einem Lehrjahr geht es für die angehenden Berufstrabfahrer voll in die Rennpraxis. Sie erhalten dann eine Lehrlingsfahrerlizenz. Der beste Lehrling eines Jahres wird Lehrlings-Champion. Dies war in 1992 erstmals eine junge Dame.
Nach der Ausbildung und einer dreijährigen praktischen Tätigkeit kann sich der Berufstrabfahrer für die Trainerprüfung anmelden. Ein Trainer ist also im Trabrennsport so etwas wie ein Meister in anderen Handwerksberufen.
Neben den Berufstrabfahrern und den Lehrlingen gibt es aber auch noch die Amateurfahrer. An jedem Renntag - und das ist in Deutschland, bis auf den ersten Weihnachtsfeiertag dieses Jahr,  jeder einzelne Tag - werden von den Rennvereinen auch immer Rennen für Amateurfahrer ausgeschrieben.

Traber und Rennen in Deutschland

Die in Deutschland heute lebenden rund 25.000 Traber sind auf der Grundlage der Orlow-Traber entstanden, die aber nach dem Import der amerikanischen Standardbreds so viel amerikanisches Traberblut erhielten, daß im Grunde von einer Zucht auf überwiegend Standardbred-Grundlage gesprochen werden kann.
Aber die Amerikaner kamen erst später, nachdem sich die Trabrennen, die für Europa von russischem Boden ausgingen, etabliert hatten.
Während die Trabrennen heute in Deutschland auf der Beliebtheitsskala direkt hinter der Fußball-Bundesliga stehen, waren sie in ihren Anfängen um die Mitte des 19. Jahrhunderts in deutschen Landen gar nicht gefragt.
Von den rennsportlich interessierten Kreisen, die sich in Anlehnung an das englische Vorbild ausschließlich den Galopprennen verschrieben hatten, wurde die Existenz von Trabern und Trabrennen einfach totgeschwiegen.
Das einzig als Rennpferd anerkannte Pferd war der Englische Vollblüter - der Galopper - und daneben gab es keinen Platz für eine weniger adelige Konkurrenz von sogenannten Trabern. So wurden diese Pferde und der damit verbundene Sport degradiert und fand zunächst einzig als Gaudi-Einlage auf Volksfesten eine mäßig interessierte Öffentlichkeit.

Oktoberfest

Im Jahr 1847 fand das erste aktenkundige Trabrennen in einem solchen Rahmen - nämlich auf dem Münchner Oktoberfest - statt. Es wurde noch - in Anlehnung an die französische Tradition - als ein sogenanntes Trabreiten unter dem Sattel abgehalten, wobei sich vorwiegend die Landjugend mit wenig qualitätvollem Pferdematerial diesem Wettbewerb stellte.
Zwar hielt sich dieses Trabreiten als feste Institution des Münchner Oktoberfestes über Jahre, doch erzielte das Trabrennen als solches dadurch nicht seinen Durchbruch. Erst einige Jahre später, als mit der Einführung der Orlow-Traber auch wertvolleres Pferdematerial bei diesem Oktoberfest-Reiten gezeigt wurde, sollte sich die Einstellung der Öffentlichkeit ändern.
Vor allem den Orlow-Trabern, die für damalige Verhältnisse eine unglaubliche Geschwindigkeit in das Trabreiten gebracht haben müssen, ist die Entstehung des Trabrennens, das erstmalig im Jahr 1867 auch vor dem Wagen abgehalten wurde, zu verdanken.
Es gibt aus den Anfängen des Oktoberfest-Trabreitens mit den Orlow-Trabern eine lustige Begebenheit, die besagt, daß das andere Pferdematerial im Vergleich zu den russischen Pferden so schlecht war, daß eine ebenfalls dort gestartete Warmblut-Stute bei einem Rennen bereits in der dritten Runde überholt wurde und das Rennen noch nicht beendet hatte, als der Gewinner, ein Orlow-Traber, schon den Siegerkranz um den Hals trug.
Na ja, bedenkt man, daß diese Stute vermutlich die ganze Woche über im schweren Arbeitsgeschirr ihren Dienst in der Landwirtschaft leistete, so kann man es ihr nicht verdenken.
Die Traberzucht lag nämlich in ihren Anfängen und auch heute noch ausschließlich in Privathand. Die meisten Stutenbesitzer waren Bauern, die sich ein ausschließlich für Rennen eingesetztes Pferd einfach nicht leisten konnten, und so mutierten die Rennpferde vom Wochenende unter der Woche zu braven Ackergäulen.
Dennoch hatten sich die Trabrennen nach der Mitte des 19. Jahrhunderts als ein Publikumsmagnet erwiesen und nahezu jedes Dorf veranstaltete ein solches Rennen.
Federführend in der Organisation waren zumeist die Dorfwirte, die sich über die Veranstaltung auch einen regen Besucherzustrom erhofften, der dann bei der anschließenden Siegerehrung in der Dorfschänke den Bierkonsum ordentlich anheben würde. Der erste Trabrennverein wurde daher auch in Süddeutschland gegründet. Es war der Zucht-und Trabrennverein Straubing 1873 e.V., welcher - wie der Name schon sagt - im Jahr 1873 und zwar genau am 19. Mai 1873 ins Leben gerufen wurde.
Neben diesem in Süddeutschland nun flächendeckend verbreiteten Trabreiten entwickelte sich in Norddeutschland der eigentliche Vorläufer unserer heutigen Trabrennen.
In Anlehnung an die amerikanischen Trabrennen, die schon von Anfang an als gefahrene Rennen ausgetragen wurden, richtete man im Jahr 1874 in Hamburg den zweiten deutschen Trabrennverein, den "Hamburg-Altonaer Renn- und Traberclub" ein, der in Groß-Jüthorn eine Trabrennbahn anpachtete. Hier gab es von Anfang an gefahrene Trabrennen.
Kurze Zeit später wurde - wohl aufgrund vereinsinterner Unstimmigkeiten - gleich der zweite Rennclub mit eigener Rennbahn in Hamburg-Bahrenfeld gegründet. Auch Berlin zog nach und 1877 entstand in Berlin-Weißensee die Trabrennbahn des Berliner Traber-Clubs. Bereits 1878 wurde hier der erste "Große Preis von Berlin" ausgetragen und es gewann - natürlich ein russischer Orlow-Traber.
Nach diesem hoffnungsfrohen Aufstieg des Trabrennsportes kam es in 1881 zu einem völligen Niedergang aufgrund des von der Regierung erlassenen Totalisatorverbotes.

Steppenzucht

Die Konsequenzen aus diesem schmerzlichen Verlust zog Graf Orlow postwendend, indem er seine Pferdezucht hinaus auf's Land verlegte in die unkultivierte Steppe nahe Woronesch.
Dieses Land, auf dem er sein in die Geschichte der Orlow-Zucht eingehendes und heute noch unverändert bestehendes Gestüt Chrenowo erstellte, hatte er als kleine Danksagung - ja wofür wohl? - von Zarin Katharina als Geschenk erhalten.
In diesem Gestüt erblickte auch der heute als eigentlicher Rassebegründer geltende Hengst Bars I im Jahr 1784 das Licht der Welt. Er war das zwar sehr groß geratene, aber endlich auch mit entsprechender Trabaktion ausgestattete Kreuzungsprodukt aus dem Smétanka-Sohn Polkan mit einer Harddraver-Schimmelstute.
Bars I wies daher auch bereits die heute noch bei mehr als der Hälfte der Orlow-Traber vertretene typische Schimmelfarbe auf. Er wurde 17 Jahre lang als Beschäler eingesetzt.
Überhaupt zeichnet sich die Zucht des Orlow-Trabers durch wenig Einkreuzungen aus. Lediglich die ohnehin verwandten Harddraver, sowie wenige Vollblüter, Dänen und Norfolk-Roadster wurden eingekreuzt. Zumeist erhielt und verbesserte man die Rasse aus sich heraus, oftmals mit erheblicher, aber gezielter Inzucht.
Ursprünglich waren die Orlow-Traber quasi die Privatpferderasse des Grafen Orlow und seiner Familie. Zuchthengste durften nicht verkauft werden und selbst der Zar Alexander I. erhielt statt der angeforderten vier Hengste lediglich Wallache - und das auch erst nach dem Tod des Grafen, als dessen Witwe dem Drängen des Zaren auf Lieferung der Pferde nicht mehr entgegentreten konnte.
Erst als der Staat im Jahr 1845 das Gestüt von der Tochter des Grafen Orlow erwarb, fanden die Orlow-Traber über ganz Rußland und später auch im Westen - Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien und Schweden - Verbreitung.
Die ersten öffentlichen Trabrennen fanden in Rußland um das Jahr 1799 statt -interessanterweise vorwiegend im Winter vor leichten Schlitten. Mit der Verbreitung des Orlow-Trabers schwappte auch die Welle des Trabrennsports nach Westen über und ihm ist wohl die Gründung der Trabrennen bei uns zu verdanken, die zunächst ausschließlich mit Pferden dieser Rasse bestritten wurden - bis der große Einschnitt kam.
Dieser Einschnitt war die für die Russen sehr beschämende Feststellung, daß ihr Orlow-Traber, auf den sie so stolz waren, nicht der schnellste Traber der Welt war. Dies geschah um 1900 mit der erstmaligen Einführung des Amerikanischen Standardbred auf dem Festland. Als die Russen sahen, daß diese amerikanischen Pferde ihre Orlow-Traber einfach in Grund und Boden rannten, beschlossen sie - nachdem sie den ersten Schock überwunden hatten - den Feind mit den eigenen Waffen zu schlagen.

Métis-Traber

Sie kauften die schnellen Standardbreds einfach auf und verpaarten sie mit ihren russischen Orlow-Trabern. Aus dieser Kreuzung entstand eine neue, heute noch existierende Traberrasse, die den Namen Métis-Traber oder auch Russischer Traber trägt.
Der Erfolg dieser Kreuzungsprodukte war enorm, trotz vieler Vorbehalte national- und Orlow-stolzer Züchter, die darin gipfelten, daß am 1. Januar 1906 das Orlow-Zuchtbuch geschlossen wurde, um Einkreuzung dieser ungeliebten Amerikaner zu vermeiden.
Auch die geringe Zahl der mit Standardbreds x Orlow züchtenden Gestüte spricht Bände. Lediglich 52 von 1500 Gestüten setzten auf die Métis-Traber, die allerdings dennoch 90 % aller gestarteten Trabrennen gewannen.
Damit die Züchter des Orlow-Trabers nicht ganz schwermütig wurden, entschloß man sich schließlich dazu, Orlow- und Métis-Traber nur noch separat voneinander in unterschiedlichen Rennen zu starten. Aber da man natürlich die Augen nicht vor den Tatsachen verschließen konnte, mußte man wohl oder übel beim Zeitvergleich feststellen, daß die Métis-Traber ihre Rennen einfach schneller liefen.
Eine dunkle Zeit für den Orlow-Traber brach mit dem Ersten Weltkrieg und vor allem der Russischen Revolution des Jahres 1917 an. Die als Luxus geltende Pferdezucht wurde fast vollständig zerschlagen, wertvolles Zuchtmaterial getötet oder in alle Winde verstreut.
Erst nach Jahren sah die russische Regierung ein, daß sie mit der Zerstörung der Traberzucht auch einen wichtigen Teil der russischen Geschichte zunichte machen würde und begab sich daran, die letzten kümmerlichen Reste der Orlow-Traber einzusammeln.
Aus ihnen konnte dann mit sehr viel Mühe die Rasse wiederhergestellt werden, die zwar heute trabrenntechnisch uninteressant geworden ist, sich dafür aber bei Fahrern international hoher Beliebtheit erfreut.
Zum Schluß sollte noch - um Verwirrung zu vermeiden - eine kurze Erklärung zu den Namen Métis-, Orlow- und Russischer Traber abgegeben werden. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Russische Regierung der Meinung, daß Trabrennen und sonstige luxuriöse Vergnügungen nicht in das kommunistische Weltbild passen und aus hochherrschaftlichen Privatzuchten stammende Pferde schon gar nicht.
So verschwanden die Orlow-Traber nicht nur zahlen - sondern auch namensmäßig, indem die wenigen verbliebenen Pferde regimeangepaßt in "Russischer Traber" umbenannt wurden. Es gab für einige Jahrzehnte keine Unterscheidung zwischen dem reinen Orlow und dem Kreuzungsprodukt des Métis-Trabers.
1949 dann wurde der Name Orlow-Traber wieder eingeführt. Von nun an unterschied man den Orlow-Traber gegenüber dem Russischen Traber, für den gleichzeitig die heute noch gültige Bezeichnung Métis-Traber eingeführt wurde und der seitdem als eigene Rasse geführt wird.

Orlow-Traber

Die Orlow-Traber haben auch einen Superlativ zu bieten. Sie sind zwar nicht die schnellste, dafür aber die älteste Traberrasse der Welt. Der Begründer der Orlow-Traberzucht, der ihr auch seinen Namen gab, war Graf Alexej Grigoriewitch Orlow-Tschesmenskoj, der im 18. Jahrhundert in Rußland lebte (1737-1809) und dessen Bruder eine Affäre mit der Zarin Katharina hatte.
Graf Orlow half seinem Bruder da wohl ein wenig auf die Sprünge, denn er soll den hinderlichen Gatten von Katharina eigenhändig erdrosselt haben. Soviel zum Privatleben des Grafen.
Anders als vielfach in der Literatur beschrieben, widmete sich Graf Orlow schon von Jugend an der Pferdezucht. Sein hippologisches Wissen vermehrte er auf seinen zahlreichen Reisen durch Gestütsbesichtigungen, Gespräche mit Züchtern und den Besuch von Vorlesungen namhafter Hippologen und Zoologen.
Im Unterschied zu seinen Zeitgenossen, die während der Barockzeit vornehmlich auf ausgefallene Farben züchteten, selektierte Graf Orlow die von ihm gezüchteten Pferde streng nach Leistung und zwar nach ihrer Trableistung.
Seine Vorstellung war es, daß seine weitläufige russische Heimat am besten mit einem schnellen und ausdauernden Trabpferd bereist werden könnte. Diese Selektion auf Leistung sollte während der Lebzeiten von Graf Orlow auch beibehalten werden. Erst nach seinem Tode floß auch eine Beurteilung nach Exterieur ein.
Graf Orlows klares Ziel war die Zucht eines ausdauernden Kutsch- und Wagenpferdes mit spezieller Eignung für russische Verhältnisse - also rauhes Klima. Seine Orlow-Traber waren zu keiner Zeit ausschließliche Luxuspferde, sondern wurden immer auch als Gebrauchspferde herangezogen.

Trableistungsprüfung

Alle von Graf Orlow gezogenen Pferde wurden daher einer Trableistungsprüfung unterzogen, bei der sie sowohl ihre Schnelligkeit auf einer kurzen Distanz von rund 400 m als auch ihr Stehvermögen im Trab auf der langen Distanz von über 20 Kilometern beweisen mußten.
Auf der Basis von trabstarkem Stutenmaterial aus den Rassen des Holländischen Harddravers und des dänischen Trabers war Graf Orlow sehr schnell klar, daß seine bis dahin doch etwas schweren Pferde unbedingt veredelt werden müßten und zwar mit Arabern. Graf Orlow machte sich also auf die Suche und fand schließlich auch einen geeigneten Hengst für seine Stuten.
Der ursprüngliche Begründer der Orlow-Traber-Zucht war der 1775 im sonnigen, warmen Griechenland erworbene Silberschimmelhengst Smétanka. Die Literatur ist sich heute noch nicht ganz einig darüber, wie der Hengst in den Besitz des Grafen gelangte.
Einerseits wird von einer legendären Kaufsumme von 60.000 Rubeln gesprochen, auf der anderen Seite steht die Behauptung, daß Graf Orlow den Hengst vom damals in Griechenland regierenden türkischen Kaiser Abd ul Hamid I als Geschenk erhalten haben soll.
Wie auch immer - Smétanka war das ideale Pferd und ein besonderes dazu. Der Hengst wies neben der gewünschten Trabaktion noch ein weiteres und dazu ganz verblüffendes Merkmal auf, das für Graf Orlow wohl gleichbedeutend mit besonderer Ausdauer war: Smétanka hatte nämlich 19 Rippenpaare, also ein Rippenpaar mehr als normale Pferde.
Die Tierärztliche Hochschule Hannover klärte mich darüber auf, daß man solch ein Pferd einen Mutanten nennt und außerdem erfuhr ich noch, daß von den beim Pferd normalerweise vorkommenden 18 Rippenpaaren 10 Stück als unechte Rippen und 8 Stück als echte Rippen bezeichnet werden, welche im Bauchraum eine Verbindung eingehen.
Leider überlebte der Hengst Smétanka nur gut 1 Jahr in Rußland, was Graf Orlow nicht den Rippen und auch nicht dem russischen Klima zuschrieb, sondern der seiner Ansicht nach verweichlichenden ausschließlichen Stallhaltung, zu der er aber in den beengten Verhältnissen seines Moskauer Gestütes gezwungen war.

Standardbred - das ist der Amerikanische Traber.

Diese Traberrasse gilt mit Fug und Recht als schnellste der Welt, denn sie wurde von Anfang an ausschließlich auf Leistung gezüchtet. Diese Anfänge allerdings waren überhaupt gar nicht planmäßig, denn die Trabrennen entstanden aus den Freizeitvergnügen der ländlichen Bevölkerung - aber dazu später mehr.

Zunächst einmal sollte der etwas seltsame Name Standardbred näher erklärt werden. Diesen Namen verdanken die Pferde dem 1879 eingeführten Standard für gefahrene Trabrennen.
Dieser Standard legte fest, daß ein Pferd eine Meile, das sind 1609 Meter, in weniger als zwei Minuten und 30 Sekunden im Trab zurückzulegen hatte. Für die in der Regel schneller laufenden Passer wurde ein Standard von 2 Minuten 20 Sekunden für dieselbe Distanz festgelegt.
Die Erfüllung des Standards war die einzige Voraussetzung für die Eintragung in das Zuchtbuch und die Führung des Namens Standardbred. Exterieur und Abstammung hatten keinerlei Einfluß auf die damalige Eintragung. Heute hat sich das geändert und die Standardbreds werden nach ihrer Abstammung eingetragen.
Der Name Standardbred wurde aber auch eingeführt, um die Trabrennpferde von den anderen unter dem Sattel vorgestellten Galoppern - zumeist Englischen Vollblütern - zu unterscheiden.
Da für eine Eintragung als Standardbred lediglich die Erreichung des Leistungsstandards ausschlaggebend war, ist es beim Amerikanischen Traber auch nicht mehr möglich, eine genaue Abstammung nachzuvollziehen. Fest steht, daß sich die Standardsbreds auf die Ende des 18. Jahrhunderts zahlreich aus England nach Amerika importierten Englischen Vollblüter zurückverfolgen lassen. Diese Vollblüter übten ja auch auf das amerikanische Quarter Horse (s. > Rasseportrait) erheblichen Einfluß aus.
Vermutlich wurden die Vollblüter in ohnehin schon trabstarke einheimische Rassen eingekreuzt, unter denen sich auch sehr viele Paßgänger befanden. Die Paßgänger wurden in Amerika aufgrund ihrer den Reiter auf lange Strecken wenig ermüdenden Gangart und des gleichzeitig ausgeprägten starken Schrittvermögens sehr geschätzt.
Als ein Beispiel sei hier der Narrangasett Pacer genannt, der auch das amerikanische Gangpferd, das American Saddlebred beeinflußt hat. Diesem Pacer, also Passer-Blut ist es sicherlich zu verdanken, daß die amerikanischen Trabrennen - anders als auf dem Kontinent - noch heute in Traber- und Passer-Rennen unterschieden werden.

Messenger

Für das Standardbred linienbegründend war der Englische Vollblut-Schimmelhengst Messenger, der 1780 in New Market in England geboren, 1788 in Philadelphia eintraf. In dessen Pedigree finden sich alle drei, als Linienbegründer der Englischen Vollblüter bekannten Araber Darley Arabian, Godolphin Arabian und Byerlys Turk sowie auch sehr viel trabstarkes Norfolk Roadster Blut.
Daß das Trabvermögen in Messengers Blut lag, beweisen schon seine Ahnen. So gewann der Besitzer von Messengers Großvater auf dem Engineer genannten Pferd bereits ein Match im Trab. Nach Amerika kam Messenger aber nicht zielgerichtet, um Traber zu erzeugen, sondern lediglich als einer der vielen Vollblutveredler für die einheimischen, amerikanischen Pferde.
Erst sehr viel später, als die Trabrennen sich bereits entwickelt hatten und man sich für die Abstammung der Traber interessierte, konnte festgestellt werden, daß die meisten dieser Pferde auf Messenger zurückgingen.
Schaut man sich Messengers Geschichte in seiner neuen amerikanischen Heimat an, so wundert es nicht, daß er zum Linienbegründer wurde. In seiner 20-jährigen Decktätigkeit wechselte er fast jährlich die Station und wurde so natürlich mit sehr vielen Stuten angepaart.
Auf Messenger geht der für die Standardbred-Rasse so einflußreiche, da vererbungsstarke 1849 geborene Hengst Hambletonian 10 zurück, der in 24-jähriger Decktätigkeit 1.300 Nachkommen gezeugt haben soll. Er soll das Trabvermögen betreffend eine in der Pferdezucht einmalige Vererbungskraft gezeigt haben, da aus einer Anpaarung mit einem Hambletonian-Nachkommen und einem Pferd anderer - ganz gleich welcher - Rasse immer ein Traber hervorging.
Erstaunlicherweise wird ihm nachgesagt, daß Hambletonian selbst sein enormes Trabvermögen niemals öffentlich in einem Rennen unter Beweis gestellt haben soll. Es wird aber behauptet, daß alle heute lebenden Amerikanischen Traber auf ihn zurückgehen und daher gilt er als eigentlicher Stammvater des amerikanischen Trabers. Als weitere Dreingabe in das Amerikanische Standardbred ist noch das Morgan Horse zu nennen.
Natürlich gab es auch bereits vor dem Jahr 1879 und der Entstehung des Standardbreds als offizielle Traberrasse in Amerika Trabrennen. Bereits seit dem 17. Jahrhundert waren Kutschrennen ein beliebter Spaß bei der ländlichen Bevölkerung.
Die oftmals breiten und langen Landstraßen boten sich für diese Art von Freizeitvergnügen geradezu an. Während es zunächst noch familiär zuging und die eine Farmersfamilie ein wenig mit ihrem schnellen Wagenpferd gegenüber der anderen prahlen wollte, wurden diese Rennen seit Anfang des 19. Jahrhunderts mehr und mehr Gegenstand des öffentlichen Interesses.
Yankey, das damals schnellste Pferd Amerikas, sorgte nämlich im Juni 1806 sogar für Schlagzeilen in einer New Yorker Zeitung. Allerdings sollte es noch 12 Jahre dauern, bis das erste offizielle Trabrennen der Welt um einen Geldpreis stattfand.

Sattel-Trab

Typisch für die Geschichte des Trabrennens fand auch das französische Trabrennen zunächst geritten im sogenannten "Trot monté" also Trab unter dem Sattel statt.
Diese Art des gerittenen Trabrennens wurde lange praktiziert unter anderem auch in einem Land, das heute so gar nicht im Mittelpunkt des Trabrennsports steht - nämlich den Niederlanden. Hier maßen sich die Vorfahren der Friesenpferde, die sogenannten Harddraver ebenfalls im Trab unter dem Sattel.
Daß sich gerade in Frankreich die Trabrennen unter dem Sattel so lange Zeit hielten, ist der Tatsache zuzuschreiben, daß die Traberzucht in Frankreich - von jeher übrigens staatlicherseits geleitet - vor allen Dingen der Produktion geeigneter Kavalleriepferde diente, die natürlich unter dem Sattel gehen mußten. Später spannte man die Pferde zunächst vor Karrenwagen mit hohen, eisenbereiften Rädern und später dann zum Ende des 19. Jahrhunderts vor die leichten, aus den USA importierten Sulkys. Mit der Einführung dieser Sulkys und den ebenfalls aus den Staaten importierten speziellen Traber-Geschirren und Trainingsmethoden konnte die Renngeschwindigkeit erheblich gesteigert werden.
Dennoch führte der Trabrennsport in Frankreich lange Zeit ein Schattendasein und galt als provinziell. Das erste Traberrennen in der Nähe der Hauptstadt Paris fand erst 1878 statt. Das hat sich sehr gewandelt, denn heute ist Frankreich der Austragungsort des berühmtesten Trabrennens Europas oder vielleicht sogar weltweit, das alljährlich am letzten Januar-Sonntag auf der seltsamerweise hügeligen Trabrennbahn in Paris-Vincennes stattfindet. Dieser Prix d' Amerique ist das Trabrennen der Trabrennen.
Der Französische Traber erhielt erst relativ spät - nämlich in 1906 - ein eigenes Stutbuch, das bis zum Jahr 1922 ausschließlich von Privatpersonen und zwar von den Betreibern einer Pferdezeitung geführt wurde. Auf Anordnung des Landwirtschaftsministeriums wurde der "Trotteur Francais" dann ab 1922 stutbuchmäßig von der Gesellschaft für Halbblüter übernommen.
Nachdem das Stutbuch 1942 offiziell geschlossen war, um die damals immer noch ungeliebten amerikanischen Standardtraber - auch Standardbred genannt - auszuschließen, wurden nun Mitte des letzten Jahrhunderts die Vorschriften wieder etwas gelockert und amerikanisches Traberblut ist heute durchaus willkommen.
Zusammenfassend kann man über den Französischen Traber sagen, daß er aus einer auf Trabaktion selektierten Mischung der Pferderassen Normänner, Englisches Voll- und Halbblut sowie Amerikanisches Standardbred entstanden ist. Neben diesen Rassen finden sich in der Literatur aber auch noch Hinweise auf Einkreuzungen mit dem englischen trabstarken Norfolk Roadster und dem Hackney. Auch sollen russische Orlow-Traber geringen Einfluß auf die französische Traberrasse gehabt haben.
Ganz interessant bei den französischen Trabern fand ich noch die gezielte Kreuzungszucht mit anderen Rassen. Während in Deutschland gerade Kreuzungsprodukte mit Trabern einen sehr schlechten Ruf haben aufgrund von befürchteten Gebäudemängeln und schlechten Reiteigenschaften, ist das in Frankreich ganz anders. Hier werden gezielt Traber mit vor allem dem Französischen Reitpferd - dem sogenannten Selle Francais - verpaart und es entstehen dabei so gute Sportpferde wie der braune Wallach Galoubet A, ein World-Cup-Sieger im Springen.
Daß Springen neben dem Traben sowieso eine Domäne ist, in der der Traber - wider Erwarten - gar nicht so schlecht dasteht, werden wir im Kapitel Verwendung noch sehen.
Aber zunächst geht es über den großen Teich nach Amerika zu dem

Französischen Traber

an, der auch Trotteur Francais, Trotteur Normand oder Anglo-Normanischer Traber, aufgrund seiner ursprünglichen Heimat, der Normandie, genannt wird. Er ist als Zweig der Landespferdezucht der Normandie, die auch als Eldorado der Pferdezucht bezeichnet wird, entstanden.
Der französische Traber ist - wie alle anderen Traberrassen - ein relativ junges Zuchtprodukt. Er entstand nach den Napoleonischen Kriegen Anfang des 19. Jahrhunderts aufgrund einer staatlichen Initiative zur Verbesserung der Normänner Pferdezucht. Diese lag nämlich nach den Kriegswirren ziemlich danieder.
Hilfe beim Wiederaufbau der Pferdezucht erhoffte man sich aus England, denn die britische Insel war so ziemlich das einzige Land, dessen Pferdezucht nicht unter dem Krieg gelitten hatte.
So wurden zwischen 1815 und 1850 Englische Vollblüter und Halbblüter nach Frankreich eingeführt. Auch die heute als Stammväter des Französischen Trabers geltenden englischen Hengste Young Rattler - ein Halbblut, The Norfolk Phenomenon - ein sogenannter Norfolk Trotter-Hengst und der zuletzt importierte, 1853 geborene, Vollblüter The Heir of Linne kamen ungefähr zu dieser Zeit über den Kanal.
Norfolk Trotter waren übrigens sehr schnell trabende englische Wagenpferde, die als Nachfahren der bereits bei den Römern bekannten und als "Tormentor" bezeichneten Traber galten. Die Norfolk Trotter haben ihren Einfluß auch in den heute noch mit spektakulärer Trabaktion ausgestatteten Hackney-Ponies hinterlassen.
Aus den drei oben genannten Begründer-Hengsten der Französischen Traberrasse leiten sich die heute noch anerkannten fünf Stammlinien ab: Conquerant, Normand, Lavater, Niger und Phaeton. Alle fünf Linien zeigen den unverkennbaren Vollblut-Einschlag, obwohl der Französische Traber von Hippologen immer als Halbblüter bezeichnet wird.
Gleichzeitig mit der Veredelung der Landespferdezucht durch die englischen Vollblüter kam aber auch eine Trabverstärkung nach Frankreich, die die Franzosen auch heute noch am liebsten verleugnen würden - nämlich durch die amerikanische Traberrasse, die damals aufgrund ihrer ungeheuren Schnelligkeit ihren Siegeszug quasi über die ganze Welt antrat. Diese Pferde waren bei den Franzosen gar nicht beliebt aufgrund ihres etwas schwereren Kalibers und nicht sehr eleganten Aussehens.
Aber da die amerikanischen Traber oder auch Standardbreds nun einmal Schnelligkeit, Härte und ein gutes Temperament mitbrachten, arrangierten die Franzosen sich mit ihnen in einer Haßliebe - wie Nissen es nennt.
Schließlich konnten die Franzosen nicht ewig zusehen, wie die Standardbreds auf der Rennbahn in Paris-Vincennes die Pokale ertrabten. Daran, sich mit den Standardbred zu arrangieren, taten die Franzosen gut, denn ansonsten wäre ohne amerikanischen Einfluß der im 19. Jahrhundert gewinnreichste französische Traberhengst Fuschia, der immerhin zu einem Viertel Amerikaner war, nie geboren worden.
Die eigentliche Geburtsstunde des französischen Trabers sollte ungefähr zeitgleich mit den Fremdeinkreuzungen in Form einer Leistungsprüfung für die Normänner-Pferde kommen. Die Leistungsprüfung wurde eingeführt, weil die Qualität der Pferde in den vergangenen Kriegsjahren zu Beanstandungen geführt hatte.
Warum diese Leistungsprüfung unter dem Sattel für die Normanischen Pferde, die durch Einkreuzung mit Englischem Voll- und Halbblut zu den sogenannten Anglo-Normännern wurden, ausgerechnet im Trab statt im sonst üblichen Galopp abgehalten wurde, wird wohl auf immer das Geheimnis eines einzigen Mannes bleiben.
Monsieur Houel, der Direktor des Staatsgestütes der Normandie legte nun einmal Wert auf Trabvermögen bei seinen Pferden, was ihm bis heute den Ruf als "Erfinder" des französischen Trabrennsportes eingebracht hat.
Diese einstmals lediglich als Hengstleistungsprüfung geplante Renntrabstrecke erwies sich mit der Zeit offenbar als sehr publikumswirksam, so daß sich daraus das erste öffentliche Trabrennen entwickelte. Dieses wurde im Jahr 1836 auf der neu eröffneten Rennbahn in Cherbourg abgehalten.

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